Textuelle PERFORMANZ

Wissenschaft ist immer auch eine Praxis des Lesens und Schreibens sowie als Repräsentationsarbeit auch eine publizierende Praxis. Sie (re)produziert ein legitimes Wissen guter‘, ,richtiger‘ oder auch ‚gelungener‘ wissenschaftlicher Forschungspraxis. Gleichwohl wird „Textarbeit“ als elementarer Tätigkeit im Forschungsprozess in Methodendebatten typischerweise eine geringe Aufmerksamkeit geschenkt. So lässt sich mit Blick auf die Landschaft der deutschsprachigen qualitativen Sozialforschung festhalten, dass diese eine Vielzahl an Forschungswerkstätten für die Analysepraxis bereitstellt. Hingegen spielt die „Textarbeit“ im Allgemeinen und die „textuellen Performanz“ wissenschaftlicher Publikationen im Besonderen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Dabei wird auf deren Bedeutung verschiedentlich hingewiesen – beispielsweise in der Diskussion um eigenständige Gütekriterien der qualitativen Sozialforschung (Strübing et al. 2018). Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Dimensionen textueller Performanz, darunter die Übersetzung des kreativen iterativen Forschungsprozesses in vorgegebene strukturierende Text- und Publikationsformate, die überzeugende Darlegung des Methodeneinsatzes sowie die Ergebnisdarstellung qualitativer Studien, steht dennoch bislang aus. Dies zu ändern, ist das Anliegen des DFG-Netzwerks „Textuelle Performanz in der qualitativen Sozialforschung“ (Förderzeitraum: 2023-2026).

Für qualitative Sozialforscher:innen stellt die angedeutete Leerstelle gleichermaßen eine theoretische Herausforderung wie auch ein praktisches Handlungsproblem dar. Als Netzwerk interessieren wir uns deshalb primär für die impliziten Konventionen der textuellen Darstellung empirisch-qualitativer Forschung und ihrer Ergebnisse. So variieren beispielsweise die (impliziten) Erwartungen an die Darstellung der verwendeten empirischen Methoden und Daten sowohl zwischen den Disziplinen als auch innerhalb einer Disziplin. National geprägte Wissenskulturen wie auch unterschiedliche Publikationsformate stellen weitere relevante Vergleichsdimensionen dar – beispielsweise mit Blick auf die Bewertung von wissenschaftlichen Publikationen. Die Soziologie – als gemeinsame Bezugsdisziplin der Netzwerkmitglieder – ist hierfür nur ein einschlägiges Beispiel.

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